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Das Geschichtenerzählen ist so alt wie die Menschheit selbst. Es gab Zeiten, da haben die Menschen sich vor den Lagerfeuern versammelt, um Geschichten zu hören und sie weiterzuverbreiten. Heute stehen wir vor einer Vielzahl verschiedener Medien, um unsere Geschichten erzählen zu können. Und dennoch ist eines in allen Zeiten gleich geblieben: Wir Menschen wollen fasziniert einer Geschichte folgen, die uns fesselt und uns Einsicht gibt in Dinge, die unser Leben bewegen.

Die Filme, die ich mache, erzählen im besten Fall solche Geschichten. Geschichten, die ihr Publikum packen und bereichern. Sie sollen wahrhaftig und glaubwürdig sein, bewegend und unterhaltsam, aber vor allem sollen sie eine möglichst große Anzahl Zuschauer für eine Zeit lang aus ihrem Alltag entführen.
Ich wechsle gerne zwischen den Genres, inszeniere Filme mit großen oder kleinen Budgets, ich suche dabei in allen Produktionen immer nach dem Kern einer Story, womit etwas Wesentliches erzählt werden kann. Das Ziel meiner Arbeit hat sich in all den Jahren nie geändert: ich möchte die Menschen erreichen.
Im Zentrum meiner Arbeit als Regisseur steht die Szene. Ich bemühe mich stets darum, für das Thema einer Szene und seine innere Spannung die richtige visuelle Umsetzung zu finden. Gelungen finde ich eine Szene dann, wenn Schauspiel, Kameraführung, Töne, Schnitt und Musik sich auf eine eigenwillige und kraftvolle Art miteinander ergänzen.

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2018

True Crime: Zersetzt
Basierend auf dem Roman des Berliner Rechtsmediziners Michael Tsokos entstand ein Thriller mit Tim Bergmann in der Hauptrolle an der Seite von Dietmar Bär, Claude Oliver Rudolph, Annika Kuhl, Harald Schrott, Svenja Jung, Victoria Sordo und vielen anderen. Zusammen mit Sonja Rom an der Kamera, Thomas Stammer für die Ausstattung und Ollie Lanvermann als Cutter gelang hierbei ein visueller Stil, den ich richtungsgebend für meine weitere Arbeit sehe.


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2010:

Beate Uhse - Das Recht auf Liebe
Ein sogenanntes Biopic hat seine eigenen Regeln und Herausforderungen. Wie schafft man es, ein ganzes Leben in einen einzigen Film zu packen? Was ist wichtig und was verzichtbar? Der Autor Timo Berndt hatte eine wunderbare Vorlage zu diesem ZDF-Film geschrieben, aber dennoch kostete es noch monatelange mühsame Arbeit zwischen ihm und mir, um die Begrenzung eines schmalen Fernsehspielbudgets und die Limitierung auf 110 Minuten Filmzeit mit der enormen Fülle an Stoff überein zu bringen. Mit der großartigen Besetzung von Franka Potente als Beate Uhse und mit den phantastischen Schauspielern Hans Werner Meyer, Henry Hübchen, Sylvester Groth und Josephine Preuß entstand ein dichter, feingliedriger Film über vier Jahrzehnte im Leben einer kämpferischen, ungewöhnlichen Frau. Ich liebe noch immer die Szenen, in denen Franka in ihrer Rolle als Beate Uhse mit einer hemdsärmeligen Selbstverständlichkeit die sexuelle Aufklärung für ein ganzes Land einfordert.


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2010:

Isenhart
Ein düsterer Stoff über die Jagd nach einem Mörder im Mittelalter, der seine Opfer auf der Suche nach dem Sitz der menschlichen Seele tötet und seziert. Ein Drehbuch von Holger Carsten Schmidt nach der Vorlage seines eigenen Romans.
Unmittelbar nach der „Wanderhure“ sollte „Isenhart“ meine zweite Mittelalterverfilmung werden, und mit einem ähnlichen Budget tauchten für mich auch wieder ähnliche Herausforderungen auf. Mit den relativ begrenzten finanziellen Mitteln einer deutschen TV-Produktion die Illusion einer anderen Zeit zu erreichen, ist ein schwieriges Vorhaben, obendrein einen Thrill-geladenen Abenteuerfilm im Umfeld amerikanischer Großproduktionen konkurrenzfähig zu machen, ist beinahe ein Himmelfahrtskommando. Aber die Story von „Isenhart“ hatte unverkennbar ihren Reiz und sie war außerdem neu und einzigartig. Ein unschätzbarer Vorteil. Also machten wir uns an die Arbeit, einen Film herzustellen, der sich an ein junges, filmerfahrenes Fernsehpublikum richten sollte. Auch wenn wir natürlich mit der Action-Dichte amerikanischer Filme bei weitem nicht mithalten konnten, so nahmen wir uns vor, dieses Manko durch einen ungewöhnlich düsteren Look, ein hohes Erzähltempo und Vielschichtigkeit der Rollen wettzumachen. Im Team mit dem Produzenten Ivo Alexander Beck, dem Production Designer Thomas Stammer und dem VFX-Experten Thorsten Binte hatte ich bei der „Schatzinsel“ schon kostbare Erfahrung in einem ähnlichen Genre gesammelt. Diese Erfahrung nutzten wir hier aus, um in langer Planung und Vorbereitung sicherzustellen, dass jeder ausgegebene Euro ein Vielfaches seines Wertes an filmischer Wirkung erreicht. Es entstand ein 120 Minuten langer Mittelalter-Thriller, der bei seiner Ausstrahlung im Jahr 2011 sehr erfolgreich war.


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2009:

Die Wanderhure
Die Verfilmung des Bestsellers von Iny Lorenz brach bekanntlich alle bisher da gewesenen Zuschauerrekorde auf dem Sender SAT1. Das allerdings hätte zu Produktionsbeginn keiner von uns Beteiligten geahnt. Das Genre Mittelalter galt im Fernsehen seit Jahrzehnten als tot und kaum erfolgsversprechend. Beispiele für publikumsträchtige Mittelalterfilme schienen nur mit den gewaltigen Budgets Hollywoods erreichbar zu sein. Aber über Jahre hatte der Produzent Andreas Bareiss an diesen Stoff geglaubt und schließlich ein Budget von fünfeinhalb Millionen auf die Beine gestellt. Angesichts der Stofffülle dieses Historiendramas erschien das dennoch lächerlich wenig Geld. Manch einer aus der Filmbranche hatte allein schon beim Hören des Titels ein amüsiertes Lächeln auf dem Gesicht, zu abwegig erschien den meisten das Vorhaben. Aber als ich das erste Drehbuch in die Finger bekam, las ich darin die Geschichte einer Frau, die unverschuldet aus ihrem sozialen Netz und ihrer familiären Sicherheit gerissen wird und unter großen Belastungen und mit viel Selbstüberwindung einen extremen Neuanfang wagen muss. So betrachtet war das ein Thema, das viele Menschen in unserem Land kannten oder gar am eigenen Leib erfahren haben. Tief im Gewand einer Mittelalterstory steckte also die Essenz einer Geschichte, die hochaktuell war. Zusammen mit der Hauptdarstellerin Alexandra Neldel machte ich mich daran, in den Kostümen und den Kulissen des Mittelalters das Drama einer modernen Frau zu erzählen. Ich bin heute noch überzeugt davon, dass das der Schlüssel zu dem unglaublichen Erfolg dieses Films war.


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2008:

Barfuss bis zum Hals
Von all meinen Filmen ist mir diese relativ kleine Fernsehproduktion aus der Feder der Autorin Sarah Schnier noch immer einer der liebsten. Die Geschichte um ein kleines FKK-Camp in Ostdeutschland, das von einem westdeutschen Textilunternehmer in ein Jagdrevier verwandelt werden soll, gehört ganz sicher zu den ungewöhnlichsten Inszenierungen, die ich gemacht habe. Eine Komödie mit komplett nackten Schauspielern zu inszenieren war eine Herausforderung, die mir einige schlaflose Nächte bereitete. Dann aber spielten Martin Brambach, Steffi Höner, Gotthard Lange und Heiko Pinkowski ihre Nacktheit am Set so natürlich, Christoph M. Orth den Textilunternehmer so pointiert komisch, dass die Inszenierung eine wahre Freude war. Der Film wurde nicht nur der erfolgreichste deutsche Fernsehfilm des Jahres 2009 bei den Zuschauern zwischen 14 und 49 Jahren, er wurde auch nominiert für den Deutschen Fernsehpreis, den Grimme Preis und gewann schließlich den Deutschen Comedy Preis.


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2007:

Die Schatzinsel
Es war ein Wagnis von Anfang an. Eine Neuverfilmung des Klassikers von Robert Louis Stevenson mit den Mitteln des deutschen Fernsehens. Wie entschieden uns, die oft verfilmte Geschichte um ein kleines Geheimnis zu erweitern und dem mythischen Captain Flint eine Tochter hinzu zu erfinden. Mit diesem neuem Element konnten wir der alten Geschichte neue Facetten und Erzählstrukturen abgewinnen, die diesen Klassiker wieder für ein jüngeres Publikum sehenswert machen konnte. In Südengland und Thailand entstand ein aufwändiges Fernsehabenteuer mit einer großartigen Besetzung. Tobias Moretti, Jürgen Vogel, Richy Müller, Jürgen Schornagel, Michael Gwisdeck, Christian Redl, André Hennicke, Silke Bodenbender und viele andere exzellente Schauspieler verliehen dem Stoff eine Ernsthaftigkeit, die ich noch immer faszinierend finde. Für die Darstellung der Szenen im tropisch-schwülen Dschungel oder auf einem sturmgeschüttelten Segelschiff haben der großartige Production Designer Thomas Stammer und ich fast ein Jahr lang recherchiert. Jede einzelne Actionsequenz war schließlich durch Hunderte von Storyboardzeichnungen vorgeplant. Es entstand das wohl größte Fernsehabenteuer, das der Sender ProSieben je produziert hatte.


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2001:

Seventeen - Mädchen sind die besseren Jungs
Die Geschichte der 17-jährigen Luca, die mit sich selbst und ihrem Leben als Mädchen unglücklich ist und sich in der Verkleidung eines Jungen in ein Internat einschleust, war mein Eintritt in die Welt des Privatfernsehens. Erstmals konnte ich erleben, wie es ist, wenn ein jugendliches Publikum vor den Fernsehern sitzt und - noch während der Film läuft - die Chatrooms des Internets mit euphorischen Kommentaren befeuert. Eine grundsätzlich neue Erfahrung, sowohl für mich wie auch für die Fernsehmacher von ProSieben. Normalerweise bekommt man als Resonanz auf einen Fernsehfilm nur die Quotenauswertung und die Kommentare der Fernsehkritiker. Doch mit „Seventeen“ erlebten wir durchs Internet tausende bis dahin nie da gewesene Live-Kommentare, die dem Film einen Kult-Status verliehen und den Sender dazu brachten, in den folgenden fünf Jahren noch Dutzende von Teenie-Komödien zu produzieren. Als Drehbuchautor und Regisseur hatte ich viel eigene Erfahrung in den Film eingebracht, aber während der Produktion von „Seventeen“ konnte ich erstmals erleben, wie wichtig das kreative Miteinander mit den anderen Teammitgliedern ist. Mit dem Produzenten Ivo Alexander Beck, dem Kameramann Uwe Schäfer und dem Cutter Andreas Radtke habe ich nach „Seventeen“ noch viele weitere Filme gemacht. Und noch heute verbindet mich mit ihnen eine tiefe Freundschaft.


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1996:

Schimanski - Blutsbrüder
Es war ein mühsamer Kampf, zusammen mit dem hervorragenden Drehbuchautor Matthias Seelig und dem Redakteur Alexander Wesemann für den früheren Tatort-Kommissar Schimanski nach seinen Jahren TV-Pause eine eigene Reihe zu erfinden. Nach fast zwei Jahren Konzeptarbeit waren die ersten beiden Bücher endlich produktionsreif: „Die Schwadron“ von Matthias und „Blutsbrüder“ von mir. Mit Hajo Gies als Regisseur und Christoph Waltz als Gegenspieler von Götz George entstand mit „Blutsbrüder“ ein traurig-komischer Roadmovie, auf den ich heute noch stolz bin.